Alexander hat das Wort

Alexander Maximilian Keim wurde am 6.2.1904 geboren und wuchs mit 9 Geschwistern auf. Seine Mutter war schwerhörig und konnte nicht verhindern, dass er von den Geschwistern gequält und gehänselt wurde weil er ängstlich war.

Er schloss 1919 die Realschule ab, absolvierte Praktika und war Volontär in der Landwirtschaft. Dann begann er Landwirtschaft zu studieren, aber die Eltern schrieben ihm, dass sie ihn nicht unterstützen können. Nach einem Jahr bei Junghans ging er 2023 zur Reichswehr wo er 7 Jahre lang die Heeresfachschule besuchte, 1936 in den mittleren Beamtendienst aufstieg und Oberzahlmeister wurde. Er sah Schwindel und Ungerechtigkeit und versuchte vergebens mit Klagen Rechtsfertigkeit zu erlangen.

Er zeigte seinen Bataillonskommandeur an der sich einen privaten Skiurlaub mit Offizierskollegen und Frauen als Dienstreise honorieren ließ. Heute würde man sagen er war ein Whistleblower. Diese und andere Beschwerden haben ihm geschadet und er wurde dazu gedrängt 1941 selber den Antrag zu stellen in den Ruhestand versetzt zu werden.

Im Winter fuhr er ins Allgäu ins Skifahren. Dazu musste er eine Erlaubnis einholen. Im Gesuch schrieb er, wenn er gewußt hätte, was das bedeutet, hätte er nicht eingewilligt. Er ging verschiedenen Beschäftigungen nach, z. B. Imker und Buchhaltungsangestellter bei einem Flugzeughersteller und schliesslich Hilfsschlosser. Nach dem Zusammenbruch..1945 arbeitete er wo es.etwas zum Essen gab. Erntehelfer, Torfstecher, Transportarteiter, Gärtnergehilfe, Zeitungsträger, Steinbrucharbeiter und Holzhauer. In Leipheim lernte er eine Frau kennen mit der er 1946 die Tochter Reinhilde Koch bekam.

Er ging also vielen verschiedenen Beschäftigungen nach bis er 1946 eine Landwirtin heiratete. Die kleine Landwirtschaft gehörte einer Erbengemeinschaft, die 1913 gestiftet wurde. Er versuchte vergeblich einen Pachtvertrag vorzuschlagen um zu geordneten Verhältnissen zu kommen.

Er wurde auch hier sehr schlecht behandelt. Beispielsweise wurde ihm gedroht, dass er Nazist sei und sein Schwager dafür sorgen würde, dass er nach Sibirien kommt. Als Beamter hatte er gelernt sich durch eine Selbstanzeige reinzuwaschen: Er wurde freigesprochen, da die Anschuldigungen haltlos waren. Alexander bekam 1952 wieder reine Pension und kaufte ein Bauplätzle. Sowohl Architektzeichnung als auch Darlehen waren in Ordnung, aber seine Frau Maria Keim wollte ihre Kuh nicht verkaufen. Sie kaufte das verfallene Nachbarhaus. 1955 wurde das Erbe verteilt. Alexander blieb der Verteilung des Erbes fern und Maria Keim heulte nachher, weil sie sich benachteiligt fühlte.

Dieser bittere Erbstreit wurde von uns Kindern fern gehalten. Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Onkel Karl, Tante Ilse und ihren Kindern Karl-Gerhard und Adelgunde (Gunda).

Er versuchte in dieser Zeit rehabilitiert zu werde, aber trotz anfänglichem Optimismus erreichte er das nicht. Diese Niederlage erklärte er seinem Rechtaanwalt so, dass er ein schlechter Mensch sein muss.

Neben der Pension arbeitete Alexander und war Doppelverdiener, wie Maria sich ausdrückte. Alexander baute das Haus Am Berg 22 auf seine Kosten um. Die Eheleute hatten Gütertrennung vereinbart und Maria besaß das Haus. Alexander sagte, dass sie zufrieden ist, wenn sie alles besitzt und überließ ihr alles. Als er starb, besaß er nur das Bauplätzle mit einem Wert von 600 DM.

Alexander war ein aktiver Teilnehmer am öffentliche Laben und veröffentlichte viel Leserbriefe und war auch gegenüber Behörden aktiv. Er schrieb über Religion, die Kirche, Demokratie und Bürgerbeteiligung.

Er wollte 1968 viele Verwandte einladen zur Konfirmation seiner Tochter Dorothea Keim. Als da irgendwas schief ging schob er das wieder darauf, dass er ein schlechter Mensch ist. Was da passiert wusste seine Schwester nicht.

Als sein Sohn, wusste ich, dass er als Beamter für Gerechtigkeit eintrat und deshalb zum Antrag seinen Dienst zu quittieren gedrängt wurde. Dass er nach dem Krieg eine Rehabilitierung versucht hat ahnte ich zwar aber wusste das nicht, da ich ja 1955 nur 7 Jahre alt war. Dass er viele Leserbriefe verfasste und auch Behörden anschrieb wusste ich. Ich wusste, dass er vielem sehr kritisch gegenüber steht und empfahl ihm deshalb den SPIEGEL zu lesen, was er auch tat.

Er erschien mir fast immer gut gelaunt und seine Selbstzweifel habe ich eigentlich nicht erahnt. Aber einmal bescherte er sich bei mir, dass er von allen schlecht behandelt wird. Ich antwortete dass ich das doch nicht mache. Er war nicht ganz einig, ohne das zu konkretisieren. Aber bevor er 1975 starb hat er zum Ausdruck gebracht, dass er müde ist und genug vom Leben hatte.

Alexander starb am 3.6.1975 und wurde in Alfdorf begraben.

Hier kommt er zu Wort mit seinen Zeugnissen, Schreiben an ihn und von ihm, die er hinterlassen hat. AI-modus von Google setzt 2 Briefe in einen historischen Kontekst. Alexander Keim war offenbar ein Mensch mit einem starken moralischen Kompass, der sich nicht scheute, unbequeme Fragen zu stellen und die Heuchelei oder das Versagen von Autoritäten anzuprangern. Seine Briefe sind wertvolle Zeugnisse eines Zeitzeugen, der sich kritisch mit den Schattenseiten der deutschen Geschichte und Nachkriegsgesellschaft auseinandersetzte und eine ehrliche Vergangenheitsbewältigung einforderte.

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