Maria

Meine Mutter Maria Anna Keim geborene Bohn wurde am 29.11.1913 geboren. Sie wuchs in Haselbach auf und ging in Alfdorf in die Volksschule. Einen Monat vor ihrer Geburt nahm sich Gottlieb Ellinger ihr angeheirateter Grossvater das Leben. Das hat sie gesagt, wenn sie nervlichen Belastungen ausgesetzt war.

Sie hatte 3 Brüder, Karl, Hans und Emil. Ihre Mutter war das unehelige Kind von Rosine geborene Sannwald. Meine Mutter hing sehr eng an ihre Grossmutter und erzählte viel von ihr. Rosine erzählte viel von ihren Streichen, aber den grössten Streich ihr uneheliges Kind liess sie aus.

Meine Mutter wurde Näherin und war sehr fleissig und sparsam. Sie bewarb sich als Hanadrbeidslehrerin in Grossdeinbach, aber eine Bewerberin mit einem uneheligen Kind wurde vorgezogen

Sie war in Stellung bei Doktor Rückle in Lorch und auch bei einem Zollinspektor in Schwäbisch Gmünd. Der ging immer am Samstag in die Bibliothek, was sie später so verstand, dass er Jude war.

Ihre Grossmutter starb 1936 und Ihre Mutter 1940. Ihr Vater starb 1944. Ihr Bruder Hans feil 1943 in Russland. Seine letzten Worte waren, die Lage ist erst aber nicht aussichtslos. Sie kam nie ganz darüber hinweg, dass ihre Verwandten so früh starben. Da musste sie die kleine Landwirtschaft mit 2 Kühen alleine nur mit Schulkindern umtreiben.

Nach dem Krieg 1946 lernte sie meinen Vater kennen, der ihr half die Landwirtschaft zu bewirtschaften.

Wir lebten zusammen mit ihren Bruder Karl, seiner Frau Ilse und ihren Kindern Karl-Gerhard und Adelgunde genannt Gunda. Es gab viel Streit. Onkel Karl war Künstler und hatte wenig Einkünfte. Die Landwirtschaft gehörte einer Erbengemeinschaft, die auf den Tod von Gottlieb Ellinger 1913 zurück ging. Als das Erbe geteilt wurde nahm mein Vater nicht teil. Meine Mutter heulte nachher, weil sie so wenig bekam. Sie hatte Angst vor ihrem Bruder Karl und schrie Nachts wegen Alpträumen.

Mein Vater war pensionierter Oberzahlmeister a. D. Und bezog eine Pension. Er kaufte das „Bauplätzle“ und hatte die Baupläne fertig. Aber meine Mutter weigerte sich die Kühe zu verkaufen. Deshalb wurde nichts aus dem Neubau. Mein Vater baute eine Ziegen- und Hühnerstall auf dem Bauplätzle.

1955 zogen mein Vater, meine Schwester Dorothea, die ein Jahr alt war nach Schmiedsreute bei Wiggenbach im Allgäu. Meine Mutter arbeitetet als Näherin und kaufte das falle-fertige Nachbarhaus und baute es um.

Nach einem halben Jahr kamen wir zurück nach Haselbach und zogen so um Weihnachten in das Haus, das meine Mutter gekauft hatte.

Meine Mutter war nun Hausfrau und mein Vater hatte verschiedene Nebenbeschäftigungen.

Sie nähte die Kleider für uns und kaufte auch eine Stickmaschine.

Am Sonntag blieb die Küche kalt, da aßen wir in der Wirtschaft, erst oft in Pfersbach im Rössle und dann als wir einen VW Käfer hatten weiter weg.

Meine Mutter war sehr tatkräftig. Sie kaufte und renovierte das Haus Am Berg 22. In den 70-ziger Jahren hat sie den Dachgeschoss ausgebaut, weil sie wollte, dass ihre Freundin Elsa Läpple dort einzieht. Auch wurde das ganze Haus isoliert.

Nachdem ich nach Norwegen auswanderte besuchte sie mich jedes Jahr. 1988 zog Randi Vangen bei mir ein und sie wollte nicht, dass meine Mutter mich besucht. Sie knüpfte jedes Jahr einen Wandteppich, aber Randi wollte das nicht, wegen Staub.

Nachdem meine Schwester 1981 starb und ich 1982 nach Norwegen auswanderte ging sie mit dem Nachbarskind Jürgen Alka in den Wald Pilze sammeln und bereitete sie zu. Jeden Sommer lud sie die Studenten die im Nachbarshaus gewohnt hatten ein.

In den 80-ziger Jahren besuchte ich sie öfters, Weihnachten 1982 zusammen mit Peter Bachert einem Studienkameraden aus Berlin. Sie mochte nicht, dass er ihr die Stube voll rauchte. 1990 kam ich mit dem Zug. Sie hatte eine Mieterin Barbara Fisk, die in USA wohnte, aber ihre Wohnung an Besucher aus der DDR abgab. Ich war mit dem Zug gekommen und wir machten kleine Ausflüge in der nächeren Umgebung.

Ich war auch 2 Mal mit Grethe und dem VW Käfer bei meiner Mutter zu Besuch. Das 2. Mal fühlte sie sich schon schwächer und fragte Grethe ob wir nicht bei ihr einziehen möchten.

Meine Mutter sagte, dass der Hergott wohl dafür sorgen werde, dass sie nicht aus dem Haselbach ziehen muss. Aber darauf var kein verlass und sie weinte butterlich, als die Nachbarn sagten sie müsse ins Heim.

Weihnachten 1996 war ein Wasserrohrbruch beim der Mieterin, die glücklicherweise versichert war. Aber die Versicherung sendte einen Vertreter, der meine Mutter so verstand, dass kein Schaden entstanden sei. Ich mustte die Versicherung zu der Reparatur zwingen. Der Handwerker Kania führte die Reparatur durch. Frau Eisenmann ging zur Hausärztin und beklagte, dass sie n nichts bezahlt bekam. Ich sah später in den Kontoauszügen, dass meine Mutter viel Gld abholte und wohl für das Essen bezahlte. Die Hausärztin sagte mir dass Frau Eisenmann über zu wenig Geld klagt. Ich überwies daraufhin DM 500.- per Monat für die Versorgung meiner Mutter. Ich erklärte der Hausärztin auch, dass ich in der Kontrollkommission einer norwegischen Kontrollkommission mitworke und deshalb keine psychoatrischen Medikamente wünsche, da die nicht helfen. Ich versuchte auch eine monatliche Auszahlung von DM 200.- die meine Mutter versteckte. Als Frau Eisenmann das Geld fant wurde sie wütend. Später sah ich im Patientenjournal, das ihre Hausärztin eine Einweisung in die Psychiatrie erwog.

Ostern 1998 wollte meine Mutter, dass ich sie besuche, aber ich antwortete, dass ich später komme zum 50-ziger Fest meiner Alfdorfer Schulkameraden. Im Frühling 1998 wurde meine Mutter zunehmend schlechter. Am Telefon hörte ich dass sie nicht mehr richtig reden konnte. Die Hausärztin sagte, dass sie Haldol bekommt. Selbst Frau Eisenmann sagte, dass sie wieder besser wird, wenn sie diese Pillen nicht mehr nimmt.

Frau Eisenmann ging nach Lourdes einer katholischen Pilgerstätte. Die Webers von der Maierhofer Sägemühle versorgten sie. Ich konnte nicht mehr mit meiner Mjutter telefonieren, wohl weil sie den Hörer nicht richtig

Ich nahm einen Monat Freistellung von der Arbeid als Lektor an der Hochschule i Sør-Trøndelag und besuchte sie. Sie konnte nicht mehr richtig essen, reden und laufen. Die Hausärztin sendte meg til Psychiater Gottesbüren. Er empfahl das Absetzen von Haldol und verordnete ein Training mit einem Physiotherapeuten..Sie musste verschiedene Übungen machen und sagte dass ich nur dastehe und zuschaue. Ich antwortete dass sie ja auch zuschen kann wenn ich alt werde. „Da bin ich tot“ war ihre Antwort. Am besten erinnere ich mich an eine Übung, die aussah wie ein Hitlergruß. Die Physiotherapeutin wusste wie Pillen wie Haldol wirken.

Nach einer Woche war meine Mutter wie zuvor, nur der Appetit war weg. Ich fand heraus, dass ich am besten 7 Malzeiten gebe, da war der Hunger gross genug. Die Hausärztin war so frech, dass sie mir empfahl meine Mutter in die Psychiatrie nach Winnenden zu einzuliefern, weil dort so fähige Neurologen seien. Als ich sie zum Schluss zur Rede stellte und sagte, dass das Absetzen von Haldol sie wieder auf dem vorherigen Gesundheitszustand brachte, antwortete sie, dass sie das immer so macht. Ich schrieb ihr einen Brief, dass ich psychotrope Medizin verbiete.

Frau Eisenmann sagte, dass meine Mutter Alzheimer hat. Als wir in Schwäbisch Gmünd waren, bezeichnete sie mich als ihren Bruder. Sie war dement.

Meine Mutter hatte sich im Altenheim Kloster Lorch angemeldet und wir probierten das aus und sie übernachtete dort eine Nacht zur Probe.

Sie zog ins Altersheim und ich besuchte sie jeden Tag. Ich bestellte beim Roten Kreuz eine Halbtags- und Ganztagsbetreuung. Als ich im Herbst wieder in Schwaben war, stellte sich heraus, dass er gut klappte dort. Mit einer Einsicht in die Patientenakte fand ich heraus, dass die Hausärztin wieder versuchte psychiatrische Medizin zu geben, aber Gottesbüren hat abgeraten. Deshalb welchelte ich den Arzt.

Ein Jahr später nahm ich sie für 5 Wochen nach Norwegen mit. Sie versuchte die Zeitung zu lesen, verstand aber nichts. Nachts hatte sie einem Alptraum und sagte der Schüler kommt nicht mit in der Schule. Da meinte sie sich selber. Alles was passierte versuchte sie in der Kondheit zu verstehen. Erst war das Kurzzeitgedächtnis weg, dann immer mehr Jahre. Sie machte sich ihr ganzes Leben lang Sorgen um mich. Ich bezeichnete das als unheilbare Mutterkrankheit. Nun sagte sie dass es merkwürdig sei, dass sie sich keine Sorgen mehr macht um mich. Sie sagte auch, dass ich nicht ihr Sohn sei, weil sie sich nicht an meine Geburt erinnert. Da sie das lernte, dass eine Mutter die Geburt ihres Kindes nicht vergisst, hatte sie gelernt bevor meiner Geburt, die sie vergaß.





[Kindheitserinnerungen]